Und warum das Ganze?

Und warum das Ganze?

Es war einmal, da fand ein kleines, zerfleddertes, verstaubtes Büchlein seinen Weg in meine Hände. Es flüsterte verheißungsvoll von längst vergangenen Zeiten und als ich es aufschlug, erzählte es mir unendliche Geschichten unendlich vieler, alter Rezepte, die alle ausprobiert werden wollten…. Ein sehr altes Kochbuch – noch in alter Schrift geschrieben – von meiner Großmutter und wohl schon von deren Mutter…

Den harten Einband ziert eine junge Frau mit weißem Häubchen, die in einem blauen enggeschnürten Kleid des ausgehenden 19. Jahrhunderts steckt, einen Braten auf einem Silbertablett trägt und diesen mit zufriedener Miene von Blumen und Bändern umrankt präsentiert. Es ist das „Regensburger Kochbuch“ der Marie Schandrie und mit folgendem Vorwort versehen: „Wie bei allem in der Welt so sind auch in der Kochkunst Erfahrung und Übung Hauptsachen; allein beide wird man sich leichter und schneller an der Hand eines guten und zuverlässigen Kochbuches aneignen.“

Erstmals 1866 aufgelegt, wurde es damals ein regelrechter Bestseller. Meine Ausgabe ist bereits die 59. Auflage von 1915 und umfasst 2000 Rezepte, „um dem allseits beliebten Kochbuche neue Vorzüge zu verschaffen“, wie die Verfasserin es beschreibt. Es ist ein Sammelsurium der unfassbar umfassenden Erfahrung von Frau Schandri, die 40 Jahre Köchin im noblen Regensburger Gasthof „Goldenes Kreuz“ war, dort Gäste wie den bayerische König Ludwig I., Kaiserin Alexandra von Rußland, König Wilhelm I. und Otto von Bismarck bewirtet und dieses Buch bei Eintritt ins Rentenalter auf Bitten ihrer Schülerinnen verfasst hat. Damals muss es eingeschlagen haben wie eine Bombe ins Kochbuchregal.

Ich würde also sagen, diese Frau konnte kochen. Und von ihrem schier grenzenlosen Wissen würde sicherlich auch einiges an mich übergehen, so dachte ich zumindest, wenn ich es mir zur Aufgabe machen sollte, alle diese Rezepte nachzukochen. Um so einer wirklich traditionellen, aber sicherlich auch innovativen und ideenreichen Küche auf den Grund zu gehen. Schließlich trotzt dieses Buch nur so vor unbekannten und verheißungsvollen Rezepten.

Denn das Buch enthält unzählige Rezepte, die ich noch nie gehört habe und die sich gut ins Bild der alten Gerichte fügen, die die älteren Damen meiner alten Familienrezepte fügen, die ich heiß und innig liebe und hier mit euch teilen möchte. In der Hoffnung, dass sie euch zu neuen Ideen inspirieren und mindestens ebensoso viel Wonne auf Teller und Gaumen zaubern wie mir!
Diese Küche ist also auch vorwiegend auf regionale und saisonale Zutaten ausgerichtet (in in meinem Fall wenn ich es daheim nachkoche, auch auf biologische).

Ich möchte also hier 3 Ansätze vereinen: Erstens: Die Rezepte dieses Buches peu a peu nachkochen, dabei alte, bewährte und vielleicht auch schon in Vergessenheit geratene Kochgrundlagen und Techniken lernen, die ich hier mit euch teilen möchte – und glaubt mir, das Buch enthält einfach ALLES, was man sich nur vorstellen kann! Von Schmorgerichten und Schweinsbraten über Knödel hin zu unzähligen verschiedenen süßen Mehlspeisen, Kuchen, Aufläufe, Puddings und Marmeladen bis hin zu „alltagstauglicher“Wissensvermittlung wie Gänsemästen und Blutwurst einkochen. Der Blog soll dazu dienen, euer und mein Repertoire zu erweitern, nämlich um außergewöhnliche Speisen, die zwar mit einfachen Zutaten, jedoch längst nicht mehr alltäglich zubereitet werden und vielleicht sogar schon in Vergessenheit geraten sind.

Zweitens möchte ich hier alte und wunderbar schmeckende Rezepte sammeln, die ich so bisher kaum in verschriftlichter Form gefunden habe, die trotzdem unendlich köstlich sind und vielerorts schon im tiefen Dunkel des Vergessens ruhen. Und 3. soll hier auf regionale und saisonale Küche geachtet werden, getreu dem Motto: Back to the roots.

Falls es jemanden interessiert, findet ihr hier die Datenschutzrichlinien.