Traditionelle Osterpinze

Traditionelle Osterpinze

Pinze – als ich dieses Wort zum ersten Mal hörte, war ich erstens einmal in Graz, meiner geliebten Studentenzeit-Stadt, und zweitens etwas verwundert ob dieses ungewöhnlichen Namens. Was soll denn das bitte sein? Vorstellen kann man sich nur aufgrund des Namens zugegebener Maßen doch eher wenig. Ein Besuch beim Bäcker lüftete das Geheimnis, denn vor mir in der Auslage türmten und stapelten sich glänzende, duftende Rundlinge aus Hefeteig, an der Oberfläche drei Mal eingeschnitten und in ihrem Inneren so butterweich und zart wie die ersten Frühlingsknospen. Kein Wunder, dass dieses österreichische Gebäck mich sofort in seinen süßen Bann gezogen und meine Geschmackssinne restlos überzeugt hat, denn sie gibt es nur ein Mal im Jahr, nämlich zu Ostern! Und was so besonders ist, dass es dem Frühlingsfest vorbehalten ist, das grenzt ja fast schon an ein Heiligtum. Und das wiederum musste ich natürlich sofort ausprobieren!
Ich begann also zu recherchieren und fand verschiedene, jedoch insgesamt recht ähnliche Rezepte, denen allen die Zugabe von Anis und Weißwein gemein war. Durch diese beiden Zutaten ergibt sich das besondere, einzigartige, süß-lieblich-duftige Aroma, auf welches ich mich fortan jedes Jahr wieder freuen sollte!
Selbst gemacht habe ich sie – zu meiner Schande – jedoch nur ein einziges Mal, im Jahr als ich sie entdeckt habe. Ich weiß auch nicht genau warum, irgendwie fehlte halt immer die Zeit und dann gibt´s von Mama so gute Osterlämmchen und Osterfladen und Osterbrot….
Dieses Jahr aber gehe ich es an! Das Ziel: Die perfekten Pinze! Gschmackig, luftig, fluffig, duftig, der Anis in der Nase und die feine Krume auf der Zunge – so sollen sie sein. Aus diesem Grund habe ich – nach ausführlicher Recherche – gleich 2 verschiedene Rezepte zubereitet. Während ich diese Sätze schreibe, geht gerade der Hefeteig beider Varianten und ich bin gespannt wie ein Flitzebogen, wie die Pinze werden! Es ist fast wie Weihnachten als Kind, wenn man aufs Christkind wartet und vor lauter Nervosität und Vorfreude schon den Kissenbezug auf dem Stuhl durchwetzt – so jedenfalls freue ich mich schon auf das Osterfrühstück morgen! Der große, große Wermutstropfen bleibt natürlich trotzdem: Osterfrühstück ohne die Familie….
An so traurige Sachen wollen wir jetzt aber nicht denken, sondern unsere Aufmerksamkeit lieber wieder dem Hefeteig zuwenden. Für diese traditionell österreichischen Pinze habe ich mich von dem tollen Blog Esskultur inspirieren lassen und das Rezept mehr oder weniger als Vorlage genommen. (Von der wunderbaren Autorin Katharina Seiser habe ich nebenbei bemerkt schon das Kochbuch „Immer schon vegan“ , welches ich heiß und innig liebe und auch schon zwei Mal verschenkt habe. DANKE an dieser Stelle für die Rettung meines Osterbrunches, die Inspiration für diese Pinze und immer tolle Rezepte, Gedanken und Anregungen!)

Zutaten:
250 ml Weißwein
35 g Anissamen
1 kg Mehl Typ 405
1 Pck frische Hefe (42 g)
abgeriebene Schale von 3 Bio-Zitronen
250 ml Milch
170 g Zucker
200 g sehr weiche Butter (ein paar Stunden aus dem Kühlschrank nehmen oder auf dem Herd erwärmen)
8 Eidotter
1 gute Prise Salz

1 Eidotter mit 1 EL Sahne zum Bestreichen

  1. Der Anisgeschmack:
    Am Tag davor: Den Wein mit dem Anis mischen und erwärmen, über Nacht abdecken und durchziehen lassen.
  2. Das „Doagal“ (=Teiglein, Hefevorteig):
    Das Mehl in eine Schüssel geben, eine Mulde in die Mitte drücken, die Hefe hineinbröseln. Mit 1 EL Zucker bestreuen. Die Milch erwärmen (nur lauwarm) und etwas weniger als die Hälfte über die Hefe gießen. Mit einer Gabel die Hefe unter die Milch quirlen, dabei etwas Mehl vom Rand der Mulde hineinarbeiten, bis ein zähes Teig-knödelchen entstanden ist. Mit etwas Mehl bestäuben, die Schüssel mit einem sauberen Geschirrtuch abdecken und an einen warmen Ort stellen, bis das Teiglein die doppelte Größe erreicht hat und das Mehl an der Oberfläche Risse zeigt.
  3. In der Zwischenzeit den Wein abseihen und zur restlichen Milch geben, ebenso den Zucker, gut verrühren.
  4. Der Teig:
    Wenn das „Doagal“ schön aufgegangen ist, die abgeriebene Zitronenschale, die weiche Butter und den Milchwein in die Schüssel geben und alles mit dem Knethaken gut durchkneten, bis sich der Teig vom Schüsselrand löst. Da der Teig sehr weich ist, muss man ihn zwischendurch vom Schüsselrand lösen. Dann einen Holz-Kochlöffel nehmen, und den Teig kräftig abschlagen (Ich habe immer das Gefühl, dass so – wenn man ihn nochmal per Hand schlägt – der Hefeteig besonders fluffig wird. Macht man es nicht, fehlt ihm einfach die nötige Liebe und Zuwendung und er ist ein bisserl beleidigt… kommt mir halt so vor).
  5. Das Ruhen:
    Abdecken, eine Stunde ruhe lassen, bis sich das Volumen verdoppelt hat. Dann nochmal durchkneten, und nochmal eine Stunde ruhen lassen.
  6. Das Formen:
    Jetzt 2 Backbleche mit Backpapier auslegen. Den Teig auf die unbemehlte (Mehl ist wirklich nicht nötig) Arbeitsfläche legen und nur kurz von ein, zweimal kneten. Dann faustgroße Stücke abreißen, zu Kugeln formen und zwischen Handfläche und Arbeitsplatte feste zu Knödeln drehen. Mit genügend Abstand aufs Blech legen.
    Eigelb und Sahne verquirlen, die Pinze damit bepinseln.
    Nochmal 30 Minuten gehen lassen. (In dieser Zeit den Ofen auf 180° Ober-/Unterhitze vorheizen)
    Dann mit einer Scheere 3x tief einschneiden, sodass sie ihre charakteristische Form erhalten.
  7. Das Backen:
    20 – 30 Minuten backen. Achtung, je nach Ofen werden sie sehr schnell fertig (bei mir waren sie schon nach 20 Min. fast zu dunkel), also immer schön ein Auge durchs Ofenfenster werfen und sich dabei freuen, wie schön eure Pinze aufgehen und goldbraun werden!

2 Gedanken zu „Traditionelle Osterpinze

  1. danke fürs lob, das freut mich! und ich liebe ja solche vergleiche! das mit dem kochstück scheint mir auch für pinzen spannend zu sein. ich wollte sie eh schon lange mal auch unterm jahr ausprobieren – das wäre ja ein guter grund 😉

    1. Liebe Katha! Oh da bin ich gespannt wie dein Experiment wird! Vielleicht kann man ja dann auf deinem Blog darüber lesen 🙂 Viele liebe Grüße!

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